Hallo Max Mustermann,
inmitten einer reichlich desillusionierten globalen Klimadebatte vermeldet Brasilien eine positive Nachricht: Die Abholzung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes ist auf dem niedrigsten Stand seit über zehn Jahren. Während sich Delegierte aus aller Welt zur COP30 in Belém treffen – wo für Infrastrukturmaßnahmen auch Regenwald gerodet wurde –, meldet das Gastgeberland Fortschritte beim Tropenschutz.
Natürlich ist das immer noch zu wenig angesichts der Problemlage. Die brasilianische Regierung konterkariert ihre Klimapolitik stellenweise auch selbst, etwa soll in der Amazonasmündung bald Öl gefördert werden. Aber: Der politische Wille ist da, die Richtung stimmt – und das war auch schonmal anders. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nutzt gerade die Bühne der COP30, um internationale Mittel für den neuen Tropenwald-Fonds zu mobilisieren.
Insgesamt positioniert sich Brasilien außenpolitisch derzeit als Verfechter von Werten, die andernorts ins Wanken geraten: Klimaschutz, multilaterale Zusammenarbeit, Rechtsstaatlichkeit. Die Regierung setzte sich bei den G20 für globale Vermögenssteuern ein, im eigenen Land sollen die großen Digitalkonzerne reguliert werden. Der Prozess um Ex-Präsident Jair Bolsonaro führte sogar zum offenen Konflikt mit US-Präsident Donald Trump, doch die Gerichte ließen sich weder durch Sanktionen noch durch Zollerhöhungen vom Kurs abbringen.
Die Strategie scheint bislang aufzugehen: Die konsequente Haltung gegenüber Washington ließ Lulas Zustimmungswerte steigen, Trump signalisierte zuletzt wieder Gesprächsbereitschaft.
Vieles im Land ist weiter im Argen – Kriminalität, Ungleichheit, Macht von Konzernen und Fossilwirtschaft, Bedrohung indigenen Lebens, gesellschaftliche Polarisierung. Gerade in einer Zeit aber, in der sich die internationale Ordnung verschiebt und Demokratien weltweit unter Druck geraten, lohnt es sich, das südamerikanische Land im Blick zu behalten.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und freuen uns über Ihre Meinung, Anregung oder Kritik: euz.editor@dandc.eu |
|
|
|
|
Herzliche Grüße,
Eva-Maria Verfürth Chefredakteurin bei E+Z |
|
|
© picture alliance/ZUMAPRESS.com/Cris Faga
|
|
Jair Bolsonaros Verurteilung
|
27 Jahre und drei Monate Haft wegen Verschwörung zum Umsturz der demokratischen Ordnung lautete das Urteil des Obersten Gerichtshofs von Brasilien im September für den Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro. Welche Besonderheit das Urteil zu einem Präzedenzfall macht und warum starke Justiz- und Strafverfolgungsbehörden für die Verteidigung der konstitutionellen Demokratie entscheidend sind, erklärt Mariana Llanos vom German Institute for Global an Area Studies (GIGA).
|
|
|
© picture alliance/ZUMAPRESS.com/Vuk Valcic
|
|
Auch X rückte in den Fokus der brasilianischen Justiz, nachdem Rechts-extreme die Plattform maßgeblich zur Mobilisierung von Unterstützer*innen vor dem versuchten Umsturz genutzt hatten. Dass die Verbreitung von Desinformation und Hassrede in Brasilien verboten ist, ermöglichte ein entschlossenes Vorgehen gegen die Plattform. Welche Hebel die Verantwortlichen rund um Elon Musk letztlich dazu bewegten, sich dem brasilianischen Recht zu beugen, erläutert Wirtschaftswissenschaftler André de Mello e Souza.
|
|
|
© picture-alliance/ASSOCIATED PRESS/Andre Penner |
|
Kolonialismus und Umweltschutz in Brasilien |
Brasilien strebt unter Präsident Lula eine globale Führungsrolle in Umweltfragen an. Laut André de Mello e Souza sieht sich das Land dabei jedoch mit Widersprüchen und Herausforderungen konfrontiert. Wie in vielen Bereichen der Gesellschaft wirke auch beim Thema Umweltschutz nach wie vor das koloniale Erbe des Landes fort.
|
|
|
Aktuelle Ausgabe:
Regiert Geld die Welt? |
|
|
afrikanische Milliardäre sind laut einem Oxfam-Bericht reicher als 750 Millionen Menschen auf dem Kontinent. Sie verfügen zusammen über 57,4 Milliarden Dollar. Aus dem Bericht geht außerdem hervor, dass knapp die Hälfte der Länder mit der weltweit höchsten Ungleichheit in Afrika liegen. Um dem entgegenzuwirken, fordert Oxfam daher eine stärkere Besteuerung: Während öffentliche Ausgaben für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung gekürzt werden, nehmen afrikanische Länder im Schnitt nur 0,3 Prozent des BIP durch Vermögenssteuern ein. Damit liegt der Kontinent deutlich hinter OECD-Ländern (1,8 Prozent), Lateinamerika (0,9 Prozent) und Asien (0,6 Prozent). Wieso Superreichtum nicht nur Ungleichheit verschärft, sondern oftmals auch demokratische Prozesse untergräbt, beleuchten wir in unserem aktuellen Schwerpunkt zu Eliten und ihrem politischen Einfluss. |
|
|
| Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dieses Jahr vier Länder – Senegal, Fidschi, Indien und Burundi – als trachomfrei erklärt. Damit reihen sie sich in eine immer länger werdende Liste ein: Derzeit gibt es 26 Länder, in denen Trachom nicht mehr vorkommt. Die bakterielle Augeninfektion, die von der WHO als vernachlässigte Tropenkrankheit eingestuft wird, wird in erster Linie durch persönlichen Kontakt, kontaminierte Oberflächen und Fliegen übertragen. Wassermangel, schlechte Hygiene und unzureichende Gesundheitsversorgung sind die Hauptrisikofaktoren für die Krankheit, die weltweit nach wie vor eine der häufigsten Ursachen für vermeidbare Erblindung ist. Fortschritte bei der Bekämpfung des Trachoms wurden vor allem durch Aufklärung der Bevölkerung, Augenoperationen und die Verteilung von Antibiotika erzielt. |
| Was uns außerdem interessiert hat |
|
|
Eine tiefgehende Analyse in Africa Is a Country blickt auf die strukturellen Hintergründe der jüngsten von Jugendlichen angeführten Unruhen in Nepal. Das Argument lautet, dass die Proteste, ausgelöst durch Wut über Korruption und Ungleichheit, tiefere strukturelle Spannungen in der nepalesischen Wirtschaft widerspiegeln. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich im Land ein fragiles Gleichgewicht zwischen Subsistenzlandwirtschaft und massiver Arbeitsmigration entwickelt. Viele Haushalte sind auf Überweisungen von Familienmitgliedern (oft jungen Männern) angewiesen, die im Ausland arbeiten, während diejenigen, die zu Hause bleiben, weiterhin kleinbäuerliche Landwirtschaft betreiben, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen und „ein wenig Sicherheit für den Fall der Fälle“ zu haben. Dieses duale Einkommenssystem schränkt die Aussichten auf soziale Mobilität ein – auch wenn der Zugang zu Bildung erheblich verbessert wurde. Eine wachsende, gebildete Jugend sieht sich nun mit wenig Möglichkeiten im eigenen Land konfrontiert, was die Frustration schürt, die auf den Straßen zum Ausbruch kam. Um zu verstehen, welche Rolle die Eliten des Landes dabei spielen, lohnt sich ein Blick auf den Beitrag von Rukamanee Maharjan in unserer aktuellen Ausgabe. |
|
Wie fördert man Unternehmertum und hilft, Armut in pastoralen Gemeinschaften zu überwinden? Die gängige Antwort lautet: Mikrokredite, Finanzschulungen und Spargruppen. Das klingt vernünftig und wurde schon oft ausprobiert. Aber warum sind dann immer noch so viele Hirt*innen arm? In einer fünfjährigen Studie im Norden Kenias analysierten Forschende ein Programm, das all diese Maßnahmen umsetzte. Das Ergebnis: Nicht jede Gemeinschaft auf dieser Welt lässt sich auf die kapitalistische Mentalität ein. Während einige Teilnehmende erfolgreich unternehmerische Praktiken übernahmen, sahen sich viele mit tiefgreifenden kulturellen und moralischen Spannungen konfrontiert. In Gemeinschaften, in denen Teilen und gegenseitige Unterstützung zentrale soziale Werte sind, kann die Ablehnung von Hilfsersuchen zum Zwecke der Gewinnerzielung oder der Rückzahlung von Krediten soziale Sanktionen oder sogar Flüche nach sich ziehen. Die Studie ergab, dass auch Religion eine entscheidende Rolle spielt: Christliche Teilnehmende hielten eher an ihren unternehmerischen Aktivitäten fest, da sie überzeugt waren, dass ihr Glaube sie vor solchen Konsequenzen schützen würde. Die Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, den lokalen kulturellen Kontext wirklich zu kennen. |
|
Es klingt wie ein Witz aus einer WhatsApp-Gruppe für Ehefrauen, ist aber ebenso ernst wie effektiv: „Schulen für Ehemänner“ in Senegal tragen dazu bei, traditionelle Geschlechterrollen zu verändern und die Gesundheit von Müttern zu verbessern. Die Initiative bildet angesehene Männer aus der Gemeinde – wie Imame und lokale Führungskräfte – darin aus, „positive Männlichkeit“ zu fördern und die Gesundheit und Rechte von Frauen zu unterstützen. Die Teilnehmer lernen etwas über reproduktive Gesundheit, Familienplanung und Geschlechtergleichheit und geben dieses Wissen dann in Predigten und Gemeindegesprächen weiter. Der Ansatz hat zu einer Veränderung der Einstellungen beigetragen: Einige Männer unterstützen ihre Frauen nun bei der Kinderbetreuung und der Hausarbeit oder ermutigen sie, im Krankenhaus statt zu Hause zu entbinden. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sterblichkeitsrate von Müttern und Neugeborenen in Senegal nach wie vor hoch ist und die Veränderung der Mentalität immer noch eine große Herausforderung darstellt. Seien Sie gespannt auf unsere nächste Ausgabe, in der wir uns näher mit dem Thema Männlichkeit und der Frage beschäftigen, wie unsere Vorstellung davon die Welt prägt. |
|
| In unregelmäßigen Abständen stellen wir in dieser Rubrik kleine Projekte vor, die auf Gemeindeebene etwas bewegen – denn wirkungsvolles Engagement vor Ort ist ebenso wichtig wie große internationale Entscheidungen. |
| Das Holy Innocents Hospital im ländlichen Kamutur im Bezirk Bukedea im Osten Ugandas versorgt einige der am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen der Region, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen, mit lebenswichtiger medizinischer Hilfe. In einer Region, die von Hunger, mangelnder Infrastruktur und Krankheiten wie Malaria geprägt ist, bietet das Krankenhaus sowohl grundlegende Gesundheitsdienstleistungen als auch Unterstützung für die Gemeinde. Über die Behandlung hinaus engagiert es sich aktiv in den Bereichen Prävention, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit. Um seine langfristigen Kapazitäten zu stärken, sucht das Krankenhaus internationale Partnerschaften, die auf den Transfer von Wissen und Fähigkeiten ausgerichtet sind. Freiwillige Gesundheitsfachkräfte können das Krankenhaus unterstützen, indem sie ihr Fachwissen weitergeben, lokale Mitarbeitende unterstützen und zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen. Von einem solchen Austausch erhofft sich das Krankenhaus, die lokale Gesundheitsversorgung zu verbessern und dauerhafte Netzwerke für Zusammenarbeit und Lernen aufzubauen. Interessierte können sich an mosesaisia@gmail.com oder holyinnocentshospitalkamutur@gmail.com wenden. |
_1.png) |
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet internationalen Studierenden und Forschenden einen umfassenden Stipendienführer für Aufenthalte in Deutschland. Die Online-Datenbank enthält eine Vielzahl von Programmen aus unterschiedlichen Fachrichtungen und deckt alle Qualifikationsstufen ab, von Studienanfänger*innen bis hin zu Postdoktorand*innen. |
|
|
|
Impactpool veranstaltet am 20. November von 5:00 bis 11:00 Uhr UTC eine virtuelle Karrieremesse für Staatsangehörige aus dem Asien-Pazifik-Raum. Sie bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, mit Personalverantwortlichen internationaler Organisationen aus dem Impact-Sektor in Kontakt zu treten, darunter Vertreter*innen der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank, der Islamischen Entwicklungsbank, des Entwicklungsprogramms der UN oder der OECD. Teilnehmen können Fachkräfte mit mindestens vierjähriger internationaler Berufserfahrung. Ein Postgraduiertenabschluss ist erforderlich, jedoch können sich auch Bewerber*innen mit einem Bachelorabschluss qualifizieren, wenn sie über umfangreiche zusätzliche Erfahrung verfügen.
|
|
|
|
|
|
|
Wenn Sie den Newsletter abbstellen möchten, bitte hier klicken.
Impressum
Herausgeber: ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH Service für Entwicklungsinitiativen
Verlag: Fazit Communication GmbH, Pariser Straße 1, D-60486 Frankfurt am Main, Deutschland Telefon: +49 (0)69 7591-3110 | E-Mail: euz.editor@dandc.eu Webseite: www.fazit.de | Geschäftsführer: Jonas Grashey und Hannes Ludwig |
|
|
|